Schätze aus den Wäldern Südamerikas
Mate - magischer Powerdrink der Indios
Die sagenhaften Goldschätze der Inkas fielen den Conquistadores anheim, das „Gold der Indios“ können wir heute dagegen ohne Raubzüge auf friedliche Weise genießen. Die Rede ist von Mate, dem Nationalgetränk Südamerikas, das auch bei uns immer mehr Liebhaber findet.
Der Aufguss aus den Blättern und Zweigen des Mate-Strauchs, der zur Familie der Stechpalmen gehört, war bei den Guarani (den indianischen Ureinwohnern weiter Teile von Uruguay, Brasilien, Argentinien, Bolivien und Paraguay) hochgeschätzt als eine Art „Powerdrink“, dem geradezu magische Wirkung gegen Erschöpfung und eine Vielzahl von Beschwerden zugeschrieben wurde.
Heute ist Mate-Tee ein Alltagsgetränk in Südamerika, das zu jeder Tageszeit, allein oder in Gesellschaft, heiß oder kalt, daheim oder in Gaststätten konsumiert wird. Kinder trinken Mate mit Karamelzucker zum Frühstück und Feldarbeiter nehmen zu ihrer schweren Arbeit wohlgefüllte Thermosflaschen des Fitmachers mit. Neben dem fruchtig-herben, etwas rauchigem Geschmack wird besonders seine erfrischende und belebende Wirkung geschätzt, die unter anderem auf seinen Mateingehalt (eine Form des Koffeins) zurückzuführen ist. Im Unterschied zu Kaffee hat Mate aber eine mildere Wirkung und enthält zusätzlich zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe, sodass Mate-Tee als isotonisches Getränk für Sportler bestens geeignet ist. Gesichert ist seine den Stoffwechsel und die Verdauung anregende Wirkung, die ihn auch zu einem wirkungsvollen Verbündeten im Kampf um die schlanke Linie oder bei Entgiftungskuren macht.
Der immergrüne Mate-Baum (Ilex paraguariensis) kann bis zu 14 Meter Höhe wachsen, wird aber im Anbau meist als Strauch kultiviert. Seine Heimat ist der Urwald des Paraná-Beckens, ein riesiges Flusstal, das sich durch Brasilien, Argentinien und Paraguay zieht. Hier wächst er wild als Unterholz der Araukarien-Wälder. Die bis zu 20 cm langen und bis 8 cm breiten Blätter werden von Mai bis September geerntet und entweder zu grünem (Tereré genannt) oder zu geröstetem Mate (Mate Real) verarbeitet. Im ersteren Fall fermentieren die zerkleinerten Blätter etwa einen Monat lang bei ca. 50 °C. Dann folgen ein kurzzeitiges Rösten bei hohen Temperaturen und eine weitere schonende Trocknungsphase. Für Mate Real, der auch junge Triebe und Blütenstiele enthält, werden die Pflanzenteile in Trommeln über offenem Feuer geröstet. Durch die Hitze wird der Fermentationsprozess gestoppt und es entwickeln sich die typischen Aromastoffe.
In seiner Heimat wird Mate nicht einfach getrunken: Zubereitung und Genuss werden zelebriert. Ursprünglich bezeichnete das Wort „Mate“ nicht die Pflanze, sondern das Gefäß, aus dem der Aufguss getrunken wurde. Traditionell ist dies ein aufwändig hergestellter Becher aus dem bauchigen Teil eines Flaschenkürbis. Diese Kalebasse wird sorgfältig ausgehöhlt, getrocknet und dekoriert. Vor dem ersten Gebrauch wird die Kalebasse mit einem starken Mate-Aufguss präpariert, den man 24 Stunden lang ziehen lässt. Danach muss das Trinkgefäß gründlich austrocknen, damit es haltbarer wird. Ein ebenso traditionelles Trinkgefäß ist die „Guampa“, ein aus einem Kuhhorn gefertigter Becher, der besonders für den Tereré, den grünen Mate, verwendet wird. Heute werden Kalebassen in ihrer traditionellen Form auch aus Holz, Porzellan oder Metall gefertigt.
Mate wird nicht gefiltert, sondern durch ein Rohr mit einem siebartigen, bauchigen Ende getrunken, der sogenannten Bombilla. Auch die Zubereitung ist eine Wissenschaft für sich: Man füllt die Kalebasse zur Hälfte mit Blättern, feuchtet diese leicht an und drückt sie an eine Seitenwand des Gefäßes. In die leere Hälfte wird vorsichtig die Bombilla gestellt. Man lässt die Blätter nun leicht quellen, bevor man etwa 70 °C heißes Wasser (auf keinen Fall kochendes!) aufgießt, indem man es langsam außen am Rohr der Bombilla entlanglaufen lässt, um die Teeblätter nicht aufzuwirbeln. Diese Aufgüsse können mehrmals wiederholt werden: Erst, wenn sich keine Bläschen mehr aus den Blättern lösen oder diese aufschwimmen, ist es Zeit für eine neue Befüllung mit frischem Mate. Der erste Aufguss ist in der Regel recht bitter und wird in Gesellschaft vom Gastgeber getrunken, der dann erst den zweiten Aufguss einem Gast anbietet. Dieser reicht dann die Kalebasse mit dem dritten Aufguss an den nächsten weiter.
Die Tradition in Ehren – hierzulande wie auch in Südamerika darf man Mate auch schlicht und unzeremoniell in Porzellan- oder Glasgefäßen wie jeden anderen Tee aufgießen, abseihen und, je nach Geschmack, gesüßt oder mit Milch oder Sahne trinken. Weder der Geschmack noch die Wirkung erleiden dadurch Einbußen. Ob grüner oder gerösteter oder auch fein aromatisierter Mate: Entdecken Sie Ihre eigene Genussvariante des Indio-Goldes! Sehr beliebt ist z.B. in Brasilien Mate als eiskalte Erfrischung mit Limonensaft und/oder Rum.
Lapacho - der "Tee vom Baum des Lebens"
Ein weiterer Schatz aus den Wäldern Südamerikas ist der Lapachobaum, aus dessen Rindenbast ein Tee gewonnen wird, den bereits die Inkas und Azteken tranken und dem sie große Heilkräfte zuschrieben. Sogar die Wikinger sollen Handel mit der exotischen „Wunderpflanze“ Lapacho getrieben haben und tauschten sie gegen Edelsteine. Auch heute noch wird Lapacho-Tee vielfach therapeutisch zur Immunstärkung, Verbesserung der Verdauung und zur Entgiftung eingesetzt.
Lapachos (Tabebuia) sind bis 35 m hohe laubabwerfende Bäume, die in Mittel- und Südamerika beheimatet sind. Sie tragen rosarote, gelbe oder weiße glockenförmige Blüten und liefern ein wertvolles schweres Hartholz, das besonders widerstandsfähig gegen Schädlinge ist. Bevorzugt wird dabei der „Ipe Roxo“, die rotblühende Art, die man in Argentinien als Heil- und Teepflanze anbaut. Ein- bis zweimal im Jahr werden Teile der äußeren Baumrinde abgetragen, um die innere Bastschicht zu ernten, aus der Tee gewonnen wird.
Neben zahlreichen Mineralstoffen, Spurenelementen und Gerbstoffen enthält der wohlschmeckende, leicht nach Vanille duftende rotbraune Tee Lapachol, einen Wirkstoff mit antibiotischen und antioxidativen Eigenschaften. Im Gegensatz zum Mate enthält Lapacho keine anregenden Stoffe, sodass man ihn unbesorgt um die Nachtruhe auch abends trinken kann. Bei der Aufbewahrung und Zubereitung sollte Lapacho-Tee nicht mit Metall in Berührung kommen, da dies zu einer chemischen Reaktion mit Inhaltsstoffen der Rinde führt und Geschmack und Wirkung beeinträchtigt. Die holzigen Rindenstücke geben ihre Aromastoffe nicht so schnell frei wie Tees aus Blättern, daher ist die Zubereitung etwas umständlicher: In 1 l kochendes Wasser gibt man etwa 2 EL Lapacho und lässt ihn 5 Minuten sprudelnd kochen. Nachdem er anschließend noch 15 Minuten im geschlossenen Topf gezogen hat, kann man ihn abseihen und nach Geschmack mit Zitrone, Honig, Zucker, Milch oder Sahne verfeinern.